Heilkräuter in Griechenland

Selbstverständlich nutze auch ich seit Jahren Thymian, Oregano und Lorbeerblätter in der Küche. Klar, dass mir auch Tee aus Salbei und Tymian nicht fremd ist. Aber wie viele griechische Pflanzen nützlich sind, versetzt mich doch in Erstaunen. Oder wusstest Du etwa, dass Griechenlands Pflanzenwelt mit knapp 3.000 Heilkräutern und Gewürzpflanzen aufwarten kann?

Wilder Oregano ("Regani") an einem Berghang auf dem EpirusAufgrund seiner vielfältigen Geologie und des regional sehr unterschiedliche Klimas gibt es in Griechenland die vielfältigsten Lebensräume für ca. 6.000 verschiedene Pflanzen. Vor allem auf den über lange Zeit isolierten Inseln konnten sich neue Arten entwickeln, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt. Etwa 1.200 Arten, jede fünfte Pflanzenart Griechenlands, wächst nur hier. 2.994 Pflanzen sind in Griechenland als Heil- und Gewürzpflanzen katalogisiert. Jedoch werden nicht einmal 30 davon vermarktet. Gerade 40.000 Hektar werden für den Anbau dieser wenigen Pflanzen bewirtschaftet.

Der Markt

Dabei bietet der internationale Markt ein enormes Potential. In den letzten Jahren hat sich das Bewusstsein vieler Menschen in Bezug auf Medizin und Pharmazie geändert. Medikamente auf pflanzlicher Basis sind – ebenso wie Naturkosmetik – seit einigen Jahren wieder sehr beliebt. Experten schätzen, dass sich in Europa im letzten Jahrzehnt der Verbrauch an Produkten aus Heilpflanzen verdoppelt hat.
20 Milliarden Euro Umsatz werden weltweit durch den Handel mit Heilpflanzen erwirtschaftet. Innerhalb Europas werden etwa 100.000 Tonnen im Wert von 250 Mio. Euro umgesetzt. Deutschland ist dabei mit 38% Hauptimporteur.

Chancen

Griechenlands Teil an diesem Kuchen ist jedoch mehr als klein. Eine fehlende Strategie in Bezug auf ihre Vermarktung in Verbindung mit der allbekannten Bürokratie führte dazu, dass die wertvollen Kräuter bis jetzt sich selbst überlassen wurden – mit Ausnahme der erfolgreichen Vermarktung von Krokos (Link) und Mastix.

Erst in letzter Zeit sind zaghafte Schritte in Richtung der Nutzung dieser brachliegenden „Bodenschätze“ zu beobachten: Die griechischen Landwirte von heute erkennen nach und nach den Wert bestimmter Pflanzen: 12 Euro beispielsweise bringt ein Kilo der Pflanze Echinacea, der man eine entzündungshemmende und abwehrstärkende Wirkung nachsagt. Geht man von einem Ertrag von 400 Kilo pro Hektar Anbaufläche aus, so wäre dies eine Brutto-Einnahme von 4.800 Euro. Melisse brächte ähnlich hohe Gewinne, aber auch Bergtee und Rosmarin können mit 8 bzw. 5 Euro pro Kilo gehandelt werden.

Vermehren könnte man die Einnahmen noch, wenn die Pflanze im Land weiterverarbeitet werden könnte. Die Inhaltsstoffe zu extrahieren, ist zwar kein großer technischer Aufwand, aber dennoch ein Problem: Der reine Alkohol der dazu verwendet wird, ist in Griechenland mit einer gigantischen Steuer belegt und kostet daher 39 Euro pro Kilo. Das Landwirtschaftsministerium entwickelt zur Zeit Programme und Strategien, um den Anbau der Heilpflanzen weiter voranzutreiben.

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