Die meisten Besucher Griechenlands verbringen während ihres Urlaubs einige Zeit bei der Besichtigung von archäologischen Stätten. Aber was muss man als Archäologe tun, um in Griechenland graben zu können?
Als Gründer der griechischen Archäologie gilt der deutsche Universalgelehrte Johann Joachim Winckelmann (1717 – 1768). Er beschäftigte sich in seiner Arbeit grundsätzlich mit den Merkmalen der Kunstwerke der klassischen Antike.
Seitdem hat sich die wissenschaftliche Archäologie von der kunsthistorischen Theorie kontinuierlich zu einer professionellen praktischen Forschungsarbeit weiterentwickelt. Mittels der Ausgrabungstechnik werden Spuren der Vergangenheit freigelegt und dann wissenschaftlich dokumentiert. Allgemein gilt, dass die Archäologie heutzutage fast immer mit Ausgrabungsarbeit zu tun hat. Aber wer entscheidet, wo und wie eine Ausgrabung stattfindet?
Um sich die moderne Archäologie Griechenlands überhaupt vorstellen zu können, sollten Sie zuerst den berühmten Kino-Archäologen Indiana-Jones vergessen. Die Ausgrabungen unterliegen nämlich absolut Bestimmungen des griechischen Gesetzesgebers. Die beiden wichtigsten Voraussetzungen für die Durchführung von Ausgrabungen sind daher die Genehmigungen und die Finanzierung.
Für die notwendigen Genehmigungen sind das Kulturministerium und die griechische Archäologische Gesellschaft zuständig, welche jeden „Antrag auf Erlaubnis zur Durchführung einer Ausgrabung“ überprüfen. In diesem Antrag sind zuerst die genaue Lage und die Größe der Ausgrabungsfläche anzugeben. Dann müssen die Relevanz der Ausgrabung und ihr Beitrag zum aktuellen Wissensstand erwähnt werden. Notwendige Angabe ist außerdem der Name des zukünftigen Ausgrabungsleiters: Dieser sollte ein Berufsarchäologe mit mindestens drei Jahren Grabungserfahrung in leitender Position sein. Und dann müssen im Antrag auch noch die geschätzten Kosten der Ausgrabung aufgeführt sein. Hierbei sind eventuelle Forderungen von Grundstücksbesitzern gleich mit einzubeziehen, falls Enteignungen notwendig werden sollten.
Spätestens einen Monat vor dem geplanten Beginn der Ausgrabungsarbeiten wird von den beiden Ämtern die Entscheidung über die Durchführung einer Ausgrabung getroffen.
Jetzt zu Zeiten der Finanzkrise sind die meisten begonnenen Ausgrabungen in Griechenland nicht mehr aktiv. Von neuen Projekten ganz zu schweigen. Aktuell führen nur noch ausländische archäologische Schulen Ausgrabungen durch, da nur diese über die erforderlichen Gelder verfügen. Siebzehn archäologische Schulen sind zur Zeit in Griechenland aktiv. Darunter sind solch international renommierte, wie das Deutsche Archäologische Institut (DAI), die französische archäologische Schule (École française d’Athènes, EfA) und die amerikanische archäologische Schule (American School of Archaeology, AIA). Deren Engagement sind allerdings Grenzen gesetzt: Pro Jahr dürfen in Griechenland maximal drei Ausgrabungen unter ausländischer Leitung erfolgen.
Selbstverständlich bleiben trotz der Krise die für Publikum freigegebenen Ausgrabungsstätten für die Besucher offen. Hier im Blog informieren wir Sie regelmäßig über archäologische Sehenswürdigkeiten in Griechenland.