Die griechische Musik ist so vielfältig, wie das Land selbst. Im Laufe der Generationen wurde sie durch die jeweils aktuellen politischen und gesellschaftlichen Ereignisse und Gegebenheiten beeinflusst. So spiegelt sich die Klein-Asien-Krise in der Musik ihrer Zeit ebenso, wie die schwarzen Jahre der Militärdiktatur in der ihren. Auf diese Weise hat sich das, was wir „Griechische Musik“ nennen, ständig verändert.
Grundsätzlich lässt sich die Musik Griechenlands in drei Kategorien einteilen:
Byzantinische Musik
gilt als die „erste Musik“ Griechenlands seit etwa 800 n.Ch. und hatte vor allem eine liturgische Funktion in Form von Hymnen und religiösen Gesängen. Die byzantinische Musik ist hauptsächlich vokal, wenige Instrumente, wie Flöten und Leiern sind in den Hintergrund gestellt. Sie stellt den Anfang des orthodoxen liturgischen Kirchengesanges dar und lebt in veränderter Form in der heutigen griechischen Kirchenmusik weiter.
Volksmusik (Dimotiki Mousiki)
ist sehr vielseitig und regional äußerst unterschiedlich. Sie besteht aus den traditionellen Lieder des Volkes, vor allem aus dem ländlichen Raum. Ihre Texte, Rhythmen und Instrumente variieren je nach geographischer Lage und bilden auch die Grundlage für die griechischen Tänze. So beherrscht in Mittelgriechenland die Klarinette den Charakter der Musik und der getragenen Tänze, wie etwa beim ipirotischen Tsamiko. In Nordgriechenland spielt man einen Dudelsack und schlägt große Trommeln, die Musik und auch die Tänze erinnern an die vielen Kriege, denen diese Region ausgesetzt war. Auf den Inseln finden sich wiederum andere Instrumente, wie das Hackbrett auf Santorini oder die kretische Lyra. Die Inselmusik ist oft temperamentvoll oder melancholisch, ebenso wie ihre Tänze.
Populäre Musik (Laïki Mousiki)
Die Laïki Mousiki wurzelt im Rembetiko. Dieser entstand in den 20er Jahren als Folge der Vertreibung der Griechen aus Kleinasien. Die vielen Flüchtlinge ließen sich in den Städten nieder und entwickelten diesen Musikstil, aufbauend auf ihren musikalischen Traditionen. Prägendes Instrument ist die Bouzouki. Die Lieder handeln oft von Einsamkeit, Fremde, der (verlorenen) Liebe, Gefangenschaft, Alltag und Elend. Wegen ihres schwermütigen Charakters und ihres Ursprungs in den Elendsquartieren wird der Rembetiko häufig als der griechische Blues bezeichnet.
Ab Mitte der 50er Jahre entwickelte sich der Rembetiko weiter zur Laiki Mousiki und zum Laiko Pop und erreichte so nach und nach ein immer breiteres Publikum.
Eine Mischung aus Rembetiko und westlich geprägter Musik sind die Entechna Tragoudia. Viele dieser Lieder sind Vertonungen von Gedichten bekannter griechischer Dichter. Mikis Theodorakis und Manos Chatzidakis gelten als die Begründer dieser Musikrichtung.
In den 70er Jahren entstand auch der Griechische Rock, westlich geprägte Musik mit griechischen Texten. Heutzutage werden von jungen griechischen Musikern alle international vorherrschenden Musikstile interpretiert.
2 Gedanken zu “Was für Musik hören eigentlich die Griechen?”
Mikis Theodorakis, ein großes Talent und ein nützlicher Idiot
https://sariblog.eu/mikis-theodorakis-ein-grosses-talent-und-ein-nuetzlicher-idiot/
Griechische Musik
Griechische Musik jeder Stilrichtung schießt unmittelbar in die Seele oder/und die Beine.Wer nicht gänzlich unmusikalisch ist und einmal die Musik gehört hat, die die Griechen hören, wird davon niemals mehr loskommen. Der Komponist Carl Orff – der einmal gesagt hat, dass der kurzlebigste griechische Tagesschlager mehr Musikalität berge als die gesamte europäische Klassik – hat dies als Sirenen-Syndrom bezeichnet.Typisch für die griechische Musik – wie auch für die Musik des Balkans, des vorderen Orients und Indiens (des gesamten ehemaligen alexandrinischen Reiches) – sind das modale Tonsystem,die reichen musikalischen Verzierungen und die Rhythmusbetontheit. In der dimotiki mousiki beeindrucken vor allem die hybriden Improvisationen und die herzzerreißende Melancholie der epitrapezia, klephtika , doines, moirologia und amanédes. Das rebetiko fasziniert durch die streng überbetonten Rhythmen,das entechno tragoudi besticht durch die weichen, eingängigen und melancholischen Melodien…usw. Frappant ist z.B. die Ähnlichkeit eines taxims mit der indischen raga.
Schade, dass die griechische Musik bei uns nahezu völlig unbekannt ist. Den Touristen wird leider der Eindruck vermittelt, als handele es sich beim syrtaki um griechische Volksmusik.
Wer einmal das Alltagsleben der Griechen kennengelernt hat, dem wird klar, dass die Tragödie nur in diesem Volk mit seiner wohl einzigartigen Gefühlstiefe entstanden sein konnte.
Ihre „Lieblingsstimmung“ bezeichnen die heutigen Griechen als καϋμός, das „Brennen“, das verzehrt und zugleich Licht bringt. Diese Stimmung kann nur unzureichend mit dem griechischen Kunstwort „Melancholie“ ( „Schwarzgalligkeit“), gleichbedeutend mit Schwermut, übersetzt werden, denn der Grieche leidet nicht an seiner Grundstimmungslage.
Diese kommt vor allem in der griechischen Musik zum Ausdruck. Nicht von ungefähr heißt das Lied im Neugriechischen „τραγοῦδι(ον)“ = „Tragödchen“.
Hier einige Beispiele:
http://www.youtube.com/watch?v=Yyk-OJtd6zU&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=XgzPOyWEVK4
http://www.youtube.com/watch?v=lCjdP2mjmeI&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=rC63Kvh-tlo&feature=related
Die griechischeMusik dringt in ihrer bis zur Todessehnsucht reichenden Melancholie so tief in die Seele ein,dass sie traditionell von der „αναλία”- Selbstverletzungen mit dem Messer bis hin zum Selbstmord – begleitet wird, insbesondere beim beliebtesten Tanz, dem aus dem städtischen Untergrund stammenden „ζειμπέκικο” ( „Zeibekiko“,sprich: „ Se-ibékiko“), der in den Kneipen von Männern nach dem Zerschmettern des Trinkglases einzeln und allein adlergleich mit ausgebreiteten Armen, zu Boden – der immer wieder abgeklopft wird – gerichtetem Blick und freien, akrobatischen, springend , kreisend und liegend ausgeführten Bewegungsfiguren unter strenger Beobachtung niedergeknieter , im Rhythmus klatschender, vom Tanzenden mit den Beinen umschwungener Mitzecher im schleppenden, abgehackten 9/8 – Takt zelebriert wird.
Beim Zeibekikos handelte es sich ursprünglich um einen kleinasiatischen Kriegstanz.In seiner urbanisierten Form wurde er 1922 von den griechischen Flüchtlingen aus ihren kleinasiatischen Siedlungsgebieten (Smyrna = Izmir, Konstantinopel = Istanbul, Pontos = Schwarzmeergebiet ) in die Gettos von Piräus und Thessaloniki tradiert.
Als der Spät- Rebete Wasilis Tsitsanis 1948 seinen Zeibekikos – Hit “ Συννεφιασμένη Κυριακή“ ( Bewölkter Sonntag) landete, überspülte den Balkan und den vorderen Orient sowie Indien eine Welle von Selbstmorden, so dass sich die Regierungen genötigt sahen, dieses Lied zu verbieten ( Ioannis Zelepos, Rebetiko S.84; Watzlawick, Vom Schlechten des Guten, S. 108 ).. Es blieb natürlich trotzdem populär, drosch sich ab, und nach einigen Wochen standen den Hörern allenfalls nur noch die Tränen in den Augen.
Übrigens wird den Musikanten dadurch Beifall gezollt, dass Teller auf die Bühne geschmissen werden,so dass die Musikanten knöcheltief in den Scherben versinken.Heute werden zu diesem Zwecke eigens billige Teller hergestellt, die man in den Lokalen bestellen kann. Oder es weden Papierblüten geworfen.
Diese Grundstimmung herrschte offensichtlich bereits bei den alten Griechen, ist also nicht erst aufgrund historischer Verknüpfungen mit dem Orient (angefangen vom Indienfeldzug Alexanders des Großen über das tausendjähriges Byzantinische Reich bis zur fünfhundertjährigen osmanischen Besetzung; die Verwandtschaft der griechischen Musik mit der arabischen, südbalkanesischen, türkischen, persischen, kaukasischen und indischen ist unüberhörbar) und dem Slawentum übernommen wurden.
Schon Aristoteles ( Problémata, 30,1, p.953 a 10) schrieb:
¨ πάντες ὅσοι περιττοὶ γεγόνασιν ἄνδρες, ἢ κατὰ φιλοσοφίαν, ἢ πολιτικήν, ἢ ποίησιν, ἢ τέχνας, φαίνονται μελαγχολικοὶ ὄντες¨ – „Alle Menschen, die sich ausgezeichnet haben, sei es in der Philosophie, in der Politik, in der Dichtkunst oder in den bildenden Künsten, scheinen melancholisch zu sein.“ (Aristoteles, Problémata, 30,1, p.953 a 10)
Auch insbesondere die folgenden altegriechischen Zitate belegen die Tradition griechischer Melancholie
Der Waldgott Seilenós gegenüber dem phrygischen König Midas:
„Elendes Eintagsgeschlecht der Mühsal und der Not, was zwingst du mich, dir zu sagen, was nicht zu hören für dich ersprießlicher ist. Denn in Unkenntnis des eigenen Elends verstreicht das Leben am leidlosesten. Das Allerbeste nämlich ist für dich gänzlich unerreichbar: nicht geboren zu sein, nicht zu sein, nichts zu sein. Das Zweitbeste aber ist für dich, nachdem du einmal geboren bist, möglichst bald zu sterben.“( Aristoteles, Eudemos, Fr 44 Rose; Cicero , Gespräche in Tusculum, 1.Buch,114f )
Theognis ( 495?-428 v.Chr..):
„ Πάντων μὲν μὴ φῦναι ἐπιχθονίοισιν ἄριστον
μηδ‘ ἐσιδεῖν αὐγὰς ὀξέος ἠελίου
φύντα δ‘ ὅπως ὤκιστα πύλας Ἅιδαο περῆσαι
καὶ κεῖσθαι πολλὴν γῆν ἐπαμησάμενον.¨
„Von allem ist, nicht geboren zu werden, für die Erdbewohner am besten,
und nicht zu erblicken die Strahlen der hellen Sonne,
geboren aber möglichst schnell die Pforten des Hades zu erreichen, und im Grab zu liegen, nachdem man viel Erde auf sich gehäuft hat.“
Sophokles (497/96-468 v.Chr.; Ödipus auf Kolonós, V. 1224 ff):
„μὴ φῦναι τὸν ἅπαντα νι-
κᾷ λόγον · τὸ δ‘ , ἐπεὶ φανῇ,
βῆναι κεῖσ‘ ὁπόθεν περ ἥ-
κει πολὺ δεύτερον ὡς τάχιστα .”
„Nicht geboren zu sein, das geht
über alles; doch, wenn du lebst,
ist das zweite, so schnell du kannst,
hinzugelangen, wo du kamest“
Euripides (ca.480-406 v.Chr.; Cresphontes; bei Plutarch in : De audiendis poetis, cap. 14, p. 36 f. ) :
„Τόν δ‘ αὖ θάνοντα καὶ πόνων πεπαύμενον
Χαίροντας εὐφήμοντας ἐκπέμπειν δόμων.”
„Geborene zu beklagen, weil viel Schlimmem sie/ entgegengehen, aber die Gestorbenen /mit Freude zu geleiten und mit Segnungen,/ weil sie so vielen Leiden jetzt entronnen sind“
Aischylos (525-456 v.Chr.; Stob. Anth. IV 53.17 – Hense V. 1102 ):
„Ζοῆς πονηρᾶς θάνατος αἱρετώτερος ·
τὸ μὴ γενέσθαι δ‘ ἐστὶν ἢ πεφυκέναι
κρεῖσσον κακῶς πάσχοντα.”
„Mühseligem Leben vorzuziehen ist der Tod
Und nicht geboren besser als geboren sein
Zu schlimmer Not und Qual.“
Bakchylides (505-450 v.Chr.):
„…θνάτοισι μὴ φῦναι φέριστον
μηδ‘ ἀελίου προσιδεῖν φέγγος.”
„Für die Sterblichen ist, nicht geboren zu werden, das Beste
und nicht der Sonne Licht zu schauen.“
Empedokles ( 483 – 424 v.Chr.):
„οἴμοι ὅτι οὐ πρόσθεν με διώλεσε νηλεὲς ἦμαρ”
„Weh´ mir, dass mich nicht früher vernichtete der unentrinnbare Tag!“
( Porphyr. De abst. II 31 )
Herodot (490/80-ca.424 v.Chr.):
„ Διέδεξέ τε ἐν τούτοισι ὁ θεός, ὡς ἄμεινον εἴη ἀνθρώπῳ τεθνάναι ἢ ζῆν.”
„Es zeigte an diesen der Gott, dass es besser sei für einen Menschen, tot zu sein, statt zu leben“
Herodot berichtete von der Sitte der Thraker, einen Neugeborenen mit Wehklagen zu begrüßen und ihm die zu erwartenden Übel zu erzählen, die Toten aber mit Freude und Scherz zu bestatten, weil sie das große Labyrinth der Leiden hinter sich hätten.
Diogenes ( ca. 391/90 – 323 v. Chr. ) :
„Wenn Du es richtig überlegst, so müsstest Du den Neugeborenen beklagen, denn ihm steht viel Ungemach bevor, doch wer, erlöst vom Schmerz, begraben wird, den preise selig und sei froh.“ ( Max. Conf. 36, 20 = G. 296 )
Heraklit ( 544 – 483 v.Chr.):
¨ Ἡράκλειτος γοῦν κακίζων φαίνεται τὴν γένεσιν, ἐπειδὰν φῆι· γενόμενοι ζώειν ἐθέλουσι μόρους τ‘ ἔχειν, μᾶλλον δὲ ἀναπαύεσθαι, καὶ παῖδες καταλείπουσιν μόρους γενέσθαι.¨
“ Heraklit scheint die Geburt als ein Unglück zu betrachten, wenn er sagt: Wann sie geboren sind, haben sie Willen, zu leben und dadurch ihr Todeslos zu haben – oder vielmehr auszuruhen –, und sie hinterlassen Kinder, dass wieder Todeslose entstehen.“ ( Clem. Strom. III 14; II 201, 23 )
Epikur (341-271/70 v.Chr.) spricht vom „tödlichen Gift des Geborenseins “( „θανάσιμον…τὸ τῆς γενέσεως φάρμακον”)