Ein vom alltäglichen Hickhack zwischen Troika und Samaras stark in den Hintergrund gerücktes Thema, sind die tausenden Emigranten in Griechenland. Woher kommen die? Und wie kommen sie ins Land?
Um das Ausmaß der Emigration nach Griechenland zu erfassen, genügen wenige Daten: In Griechenland kamen bereits 2007 so viele Emigranten an, dass es unter den Ländern mit Emigranten für die fünfte Stelle weltweit reichte. Pro Einwohner gesehen, hat Griechenland heute die höchste Emigrantenquote in Europa.
Herkunft
In den 90er Jahren kam eine große Zahl von Emigranten aus dem Balkan und aus den Ländern der ehemaligen USSR nach Griechenland. Noch viel mehr Emigranten flüchteten in den letzten zehn Jahren aus Indien, Pakistan, Bangladesch, Syrien und Irak. Andere haben ihre Wurzeln in afrikanischen Ländern wie Ägypten, Äthiopien und Nigeria.
Flüchtlingsströme
Bis vor Kurzem kamen die die meisten Emigranten über die türkische Grenze nach Griechenland. Sie erreichten den Nordosten Griechenlands, indem sie den Fluss Evros an türkischen Grenze durchqueren. Wie viele dabei bereits ertrunken sind, ist nicht bekannt. Andere laufen in der Nähe der Dörfer Nea Vyssa und Kastanies über die griechisch-türkische Grenze.
Die verstärkte Überwachung der Grenze zur Türkei durch die FRONTEX, hat zu einer Verschiebung des Flüchtlingsstromes geführt. Zur Zeit bevorzugen die Emigranten nämlich die 270 Kilometer lange bulgarisch-griechische Grenze.
Sehr viele Emigranten kommen mit ausgedienten Fischerbooten von kleinen, türkischen Häfen aus über die Ägäis nach Griechenland. Hauptziele sind die ägäischen Inseln Kos, Rhodos und Karpathos. Diese Kutter sind nur alt und unzuverlässig, sondern werden auch stets überladen. Katastrophen kommen daher beinahe regelmäßig vor.
Perspektiven
Der humane Umgang mit einer solchen Emigrationswelle verlangt dringend einen handlungsfähigen Staatsapparat. Leider haben sich die griechischen Behörden bis jetzt extrem blamiert: Öffentliche Dolmetscherstellen fehlen. Die Beamten sind schlecht geschult. Die Koordination unter den Ministerien ist nicht effizient.
Letztendlich vergibt der griechische Staat keine Aufenthaltsgenehmigungen. Die Emigranten sind daher illegal im Land. Sie müssen jedoch ihre Schlepper bezahlen, ihre Familien daheim warten auf Geld und irgendwie muss die Ausreise ins restliche Europa ja auch noch finanziert werden. Wie soll das gehen – generell ohne Arbeitserlaubnis, oft ohne nennenswerte Ausbildung und fast immer ohne Griechisch-Kenntnisse?
Dieses Dilemma hat zu einem enormen Anstieg der Kriminalitätsrate in Griechenland geführt. Und damit ist die unterfinanzierte, oft schlecht ausgebildete Polizei Griechenlands natürlich stark überfordert. All das wiederum hat dazu geführt, dass rechte Parteien, wie die Chryssi Avgi zunehmend Zuspruch aus der Bevölkerung erhalten.
Während der letzten Jahre haben selbst für die Griechen die sozialen Probleme zugenommen. Nicht wenige müssen daher selbst zu Flüchtlingen werden. Wobei sie glücklicherweise als EU-Bürger sich nicht in Lebensgefahr mit anschließender Illegalität begeben müssen. Mehr zu diesem Thema können Sie in unserem Blogartikel über die Auswanderung aus Griechenland lesen.