Gehen Sie im Mittelmeerraum gerne durch irgendwelche Berge wandern? Dann haben ganz sicher unter Ihren Füße schon oft große, braune Bohnen geknistert. Wussten Sie, dass genau diese hässlichen Bohnen des Johannesbrotbaumes ein seit der Antike genutzter Süßstoff sind? Der griechische Name dieses Süßstoffes ist „Xilokerato“, im arabischen wird er „Charoupi“ genannt.
Geschichte
„Charoupi“ als Energielieferant und als Süßstoff war bereits in der griechischen Antike bekannt: Der Historiker Plinios bezeichnet die Frucht als Nahrungsmittel für Tiere und erwähnt auch den süßen Geschmack von „Charoupi“. Theophrast, Autor der klassischen Zeit, beschreibt den Baum als Keronia und nennt die Frucht „ägyptische Feige“. In der christlichen Parabel des verlorenen Sohnes wird die Frucht mit diesem Namen ebenfalls erwähnt. Die antiken Ägypter verwendeten es als Süßstoff in der Zubereitung einer Süßigkeit namens „nedzem“. Und auch Türken, Israelis, Araber und Portugiesen wussten früher die Eigenschaften von „Charoupi“ zu schätzen.
Was ist „Charoupi“?
Diese Charoupi-Bohnen wachsen an bis zu 18 m hohen Johannesbrotbäumen (Ceratonia siliqua) mit runden Blättern. Sie sind in Griechenland auf praktisch allen bewaldeten Inseln zu finden. Europas größter Wald aus diesen Bäumen befindet sich auf Kreta.
Die Frucht des Baumes sieht vor ihrer Reife wie eine grüne Bohne aus. Die im September reife, recht unansehnliche Frucht ist dann dunkelbraun und bis zu 20 cm lang. Diese reifen Charoupi-Bohnen sind sehr gesund. Sie sind glutenfrei und haben kein Koffein. Dafür aber um so mehr Proteine, Kalzium, Phosphor, Eisen und diverse Vitamine (B2/B3/B6). Da die Bohnen zu mindestens 40% aus Zucker bestehen, sind sie ein perfekter natürlicher Süßstoff.
Verwendung
Wenn die Kerne der Charoupi-Bohne getrocknet, zerdrückt und gemahlen werden, erhält man ein Mehl namens „Charoupalewro“ (Mehl aus Charoupi). Dieses Mehl kann dann für Brötchen (παξιμάδια) und für Nudeln verwendet werden. Außerdem kann aus getrockneten und gerösteten Kernen des Charoupi ein Kaffee hergestellt werden. Säfte und auch Brotaufstrich werden aus den gekochten Kernen von Charoupi gemacht. Das Pulver aus Charoupi kann in der Konditorei auch als Ersatz für Schokolade verwendet werden. Charoupi besitzt aber nicht nur eine große Vielzahl an möglichen Anwendungen für Lebensmittel. Zusätzlich kann die Hülle der Kerne als Grundstoff zur Herstellung von Lackfarbe dienen.
Aktuelles
Wie viele gesunde, natürliche Dinge ist auch Charoupi im Laufe der Zeit nahezu in Vergessenheit geraten. Seitdem sich aber auch in Griechenland immer mehr Menschen auf ihre Traditionen besinnen, erlebt auch Charoupi eine kleine Renaissance:
Immer mehr Familien ziehen im Herbst los, um die braunen Bohnen kistenweise einzusammeln. Sie verwenden das Charoupi vorwiegend als Tierfutter. Aber ab und an macht sich auch jemand noch die Mühe, eine der traditionellen Süßigkeiten herzustellen.
Die einzige mir bekannte Firma, die in größerem Stile Charoupi verarbeitet, ist die Firma CretaCarob mit Sitz in Rethymnon auf Kreta. Diese Firma produziert aus Charoupi ganze 37 verschiedene Produkte. Die Produktion erfolgt großteils mit eigens entwickelten Maschinen, von denen der Inhaber der Fabrik sogar einige patentieren ließ. Laut eigener Aussage zählt CretaCarob zu den nur fünf Charoupi-Firmen weltweit. Bemerkenswert ist es, dass die erwähnten Lebensmittel aus Charoupi überwiegend für den Export bestimmt worden sind. Exportiert wird z.B. nach Deutschland, in die Arabischen Emirate und nach Kanada.
Wenn Sie auf Kreta Zeit verbringen sollten, werden Sie dort mit ein wenig Glück eines der Geschäfte finden, die Produkte aus „Charoupi“ anbieten.