Anlässlich des zweiten Symposiums über die griechische Gastronomie mit dem Titel „Essen, Erinnerung und Identität in Griechenland und in der griechischen Diaspora“, habe ich die große Freude, Ihnen hier ein Gespräch mit der Frau Mariana Kavroulakis zu präsentieren. Der Kongress fand vom 20. bis zum 21. Juli im Städtchen Amari in der Nähe der Stadt Rethymnon auf Kreta statt. Frau Mariana Kavroulakis war Initiatorin und Koordinatorin des Symposiums. Sie gilt als eine anerkannte und etablierte Expertin der griechischen Gastronomie und deren Geschichte. Die Wissenschaftlerin hat sich seit 12 Jahren eifrig der geschichtlichen Untersuchung der Ernährungsgewohnheiten und der Art und Weise des Kochens in Griechenland gewidmet.
Das Gespräch mit Frau Kavroulaki war für mich aufklärend und sehr interessant. Sie hat auf freundliche und zuvorkommende Weise aus Ihrem schier unbegrenzten Wissen, neues Licht auf Themen des traditionellen griechischen Kochens geworfen. Ihre Hinweise erweitern den Horizont unserer heutigen Einstellungen über nationale Essensgewohnheiten. Hier der erste Teil des Interviews mit Frau Kavroulakis.
Wie wurden Sie zur Forschung der griechischen Gastronomie eingeführt?
Ich habe Soziologie und Archäologie sowie Geschichte studiert und weiter promoviert. Das von mir behandelte Dissertationsthema bezog sich auf die Propaganda in der hellenistischen Epoche. Als Beispiele dienten mir dabei das Reich von Ägypten und die demokratisierte Insel von Rhodos. Während meiner sozioarchäologischen Studien und der Aufnahme meiner Dissertation bin ich immer wieder auf Berichte über das alltägliche Leben gestoßen. In denen wurden oft die Ernährungsgewohnheiten der Menschen in der Antike erwähnt. Dadurch, dass dann ein Bekannter geschäftlich mit der Idee befasst war, konnte ich mich dann später näher mit der Geschichte des Essens beschäftigen.
Aus welchen Elementen besteht Ihre Arbeit, welches ist das Ziel Ihrer Forschungen?
Meine Arbeit besteht aus der Untersuchung von Zeugnissen der Essensgewohnheiten, wie sie aus der Beschäftigung mit antiken Quellen und altem Fundmaterial zu uns landen. Ich erforsche das Essen und die Gastronomie von der prähistorischen Zeit über die römische Epoche und das Mittelalter bis hin zur neueren Zeit. Meine Arbeit bezweckt die Anpassung der historischen Elemente der Gastronomie an die zeitgenössische Küche. Dabei basiert sie auf empirischen Methoden der archäologischen Disziplin. Die alten Rezepte werden rekonstruiert und reproduziert. Somit gelingt eine Bereicherung des heutigen Alltags durch die Erfahrung vergangener Gesellschaften aus Ihrem kulinarischen Erfindungsgeist.
(Ende des ersten Teils des Interviews mit Frau Kavroulakis)
Im zweiten Teil des Interviews über „die Geschichte des Essens“ wird es um die Frage nach der Identität des griechischen Essens gehen.